Bundestagskandidatin besucht Inter
Klara Schedlich war die jüngste Abgeordnete in Deutschland, als sie ihre erste Amtszeit im Berliner Abgeordnetenhaus antrat, wo sie für Bündnis90/Die Grünen stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Sprecherin für Jugendpolitik und berufliche Bildung, sowie Sprecherin für Sportpolitik wurde.
Die heute 24-Jährige sucht immer wieder den Kontakt zur Basis, um sich über die Belange und Probleme der Sportvereine vor Ort zu informieren. Es mag merkwürdig erscheinen, das extra zu erwähnen, aber tatsächlich ist das ungewöhnlich für eine Politikerin aus dem Berliner Landesparlament.
Zur anstehenden Bundestagswahl kandidiert sie für das Direktmandat im Wahlkreis 76 Reinickendorf. Klara Schedlich kontaktiert den FC Internationale regelmäßig, wenn sie Fragen hat oder Einschätzungen von der Basis benötigt. Dieses Mal nutzte der INTER-Vorsitzende Gerd Thomas die Gelegenheit, um ihr ein paar Fragen zu stellen.
Gerd Thomas: Sport scheint im Wahlkampf nicht vorzukommen. Dabei haben wir allein in Sportvereinen mehr als 27 Millionen Mitglieder. Sind die als Wählergruppe uninteressant?
Klara Schedlich: Ganz im Gegenteil. Ich betrachte den Sport als zentralen Bestandteil einer lebendigen Zivilgesellschaft. Gerade die große Anzahl an Vereinsmitgliedern zeigt, welch enorme gesellschaftliche Bedeutung Sport hat: Er fördert Gesundheit, Inklusion und Gemeinschaftssinn. Dass Sport in vielen Debatten oft zu kurz kommt, ist ein Problem, das wir angehen wollen – unter anderem durch eine breitere öffentliche Förderung des Breitensports, bessere Infrastruktur und Stärkung des Ehrenamts.
Bei uns im Verein spielen Menschen aus 70 Nationen friedlich miteinander. Friedrich Merz sieht in seinem Newsletter zum rechtsextremen Attentat in Magdeburg Schule und Fußball gar als "Orte der Gewalt". Hat der Fußball wirklich so ein schlechtes Image?
Fußball und Sport im Allgemeinen sind Orte der Begegnung und Integration – sie verbinden Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und sozialer Hintergründe auf eine Art und Weise, wie es sonst nirgends geschieht. Natürlich gibt es leider Einzelfälle von Gewalt und Diskriminierung, doch daraus lässt sich kein generelles Negativimage ableiten. Wir setzen stattdessen auf Prävention und Antidiskriminierung, um positive sportliche Werte wie Fairness und Teamgeist zu stärken.
Wir glauben, mit mehr Förderung des Breitensports könnten wir den Zusammenhalt in Stadt und Land stärken. Sehen Sie das auch so? Falls ja, was wollen Sie dafür tun?
Absolut. Der Breitensport ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Integration und Gesundheitsvorsorge. Deswegen möchten wir gezielt in lokale Sportanlagen und Vereine investieren, bürokratische Hürden für die Vereinsgründung und -finanzierung abbauen und ehrenamtliche Strukturen stärker unterstützen. Gerade in Stadtteilen mit wenig Sportangebot soll es einfacher werden, neue Initiativen zu gründen – sei es durch vereinfachte Förderverfahren, verbesserte Infrastruktur oder Kooperationen mit Schulen.
Die Sportstättenmisere in Deutschland ist legendär. Im Bundestag geht es aber meistens nur um Spitzensport. Wie kann die Bundespolitik den Vereinen an der Basis helfen?
Ich setze mich dafür ein, dass neben dem Spitzensport auch der Breitensport verstärkt im Fokus steht. Konkret fordern wir ein Sonderprogramm zur Sanierung und Modernisierung von Sportstätten, insbesondere kommunal betriebener Hallen, Plätze und Bäder. Gerade im ländlichen Raum sollen Fördermittel gezielter zu den Vereinen fließen und einfacher zu beantragen sein. Der Bund kann durch entsprechende Programme und Haushaltsmittel sicherstellen, dass Kommunen und Länder den Investitionsstau konsequenter abbauen.
Noch ein Wort zur Berliner Sportpolitik: Für NFL, Umbau von Großstadien und Olympiabewerbung scheint Geld da zu sein. Für den Breitensport gilt das offensichtlich nicht. Wie können wir das ändern?
Große Sportevents können Prestige und wirtschaftliche Effekte bringen, aber wir betonen, dass die Basis nicht vergessen werden darf. Bundes- und Landespolitik müssen den Sporthaushalt so gestalten, dass Mittel für Großveranstaltungen nicht automatisch den Löwenanteil verschlingen. Ein festes Budget für Breitensport und Vereinsinfrastruktur wäre ein Weg, um zu garantieren, dass überall in Berlin ausreichend Sportplätze, Hallen und Freiflächen verfügbar bleiben und modernisiert werden können. Der Schwerpunkt von Sportpolitik muss sein, möglichst viel Sport zu ermöglichen und die Voraussetzungen für den Breitensport zu schaffen.
Was wünschen Sie sich von den Sportvereinen?
Neben ihrem bestehenden großen Engagement in der Jugendarbeit und Integration können Sportvereine mit Unterstützung der Politik ihre wichtige gesellschaftliche Rolle noch bewusster wahrnehmen: zum Beispiel bei der Inklusion von Menschen mit Behinderungen, bei Antidiskriminierung und beim Klimaschutz (etwa durch nachhaltige Vereinsheime und Turnierorganisation). Eine enge Zusammenarbeit mit Schulen, Kitas und Senioreneinrichtungen schafft neue Zielgruppen und stabilisiert die Vereine zugleich. Wir möchten diese Arbeit intensiv unterstützen und wünschen uns von den Vereinen weiterhin Offenheit, Vielfalt und Engagement für ein Miteinander, das alle einschließt.
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