"Fußball ist der dritte Bildungsort!" Unsere Werkstudentin gibt zum Abschluss ein Interview

Elf Monate war sie bei uns und hat dem Verein gute Dienste geleistet. Unsere Werkstudentin Nathalie Petzold verabschiedet sich mit einem Interview, in dem sie die Zeit im Verein Revue passieren lässt, aber auch ein paar klare Positionen zum Thema Fußball & Nachhaltigkeit hinterlässt. Das Interview mit ihr führte unser Vereinsvorsitzender Gerd Thomas. Alles Gute für die Zukunft, Nathalie.

 

Hallo Nathalie, heute ist dein letzter Tag als Werkstudentin beim FC Internationale. Wie hat es dir gefallen?

Sehr gut. Es war spannend, ich habe wahnsinnig viel gelernt, konnte in viele Bereiche des Fußballs blicken. Es gab natürlich auch einige Herausforderungen. Und klar, ich bin auch ein bisschen traurig.

Was waren denn die größten Herausforderungen?

Wir waren vor vier Wochen mit der D-Jugend bei einem Turnier in unserer Partnerstadt Charenton bei Paris. Es war total super, wir hatten Riesengegner wie Juventus Turin oder Girondins Bordeaux, in den anderen Gruppen spielten PSG, Villareal, PSV Eindhoven, Olympique Marseille und Sporting Lissabon. Die Vorbereitung war schon ziemlich anstrengend, dann hat aber alles geklappt, wir haben sogar den Fairplay-Preis gewonnen. Doch dann streikte das Flughafenpersonal und wir kamen nicht zurück. Glücklicherweise hatte ich mit Marius einen erfahrenen Trainer dabei. Mit vereinten Kräften konnten wir dann einen Tag später nach Leipzig umbuchen, von da mit Autos zurück nach Berlin. Der Bürgermeister von Charenton hat sich rührend gekümmert, aber so eine Rückreise habe ich noch nie erlebt. Dennoch war es ein schönes Turnier, und wir haben alle heil nach Hause gekriegt. Die zweite Herausforderung war die Vorbereitung des Nachhaltigkeitstages. Auch wenn das meiste bei Anton lag, waren wir doch recht anspruchsvoll bei der Durchführung. Am Ende wurden wir aber durch einen tollen Tag belohnt.  

Du hast das aber ja alles sehr gut hingekriegt, finde ich. Warst du denn selbst zufrieden?

Auf jeden Fall. Ich habe total viel gelernt und bin sehr zufrieden. Vieles war anders als gedacht, aber bei Inter sind so viele tolle Leute, von denen man sich viel abgucken konnte. Und ich hatte die Möglichkeit, in verschiedene Runden reinzuschnuppern. Das war schon sehr spannend, was es in Berlin alles gibt.

Zur Nachhaltigkeit: Wann bist du zur AG dazu gestoßen?

Im Mai war ich das erste Mal online zugeschaltet und habe die Gruppe begleitet, sofern ich Zeit hatte. Ich musste ja auch noch studieren. Es ist wirklich beeindruckend, was die Leute hier auf die Beine stellen. Inter hat es echt gut gemacht, es ist wirklich viel passiert. Zunächst die Zertifizierung und die vielen Ziele, dann ging es an die Umsetzung. Jetzt sind wir deutlich mehr in der Umsetzung, so dass viele gute Ergebnisse sichtbar geworden sind. Von der Blumenwiese angefangen über die Umstellung des Fanshops bis hin zu den vielen Kooperationen vor Ort. Sogar ein Unified-Team wurde aufgebaut, Einkaufsprozesse überarbeitet, Fairtrade-Bälle geordert… Und nebenbei laufen ja noch die vielen Dinge, die ohnehin schon da waren, vorneweg die dauerhafte NO-RACISM-Kampagne.

Ganz schön viel, wenn man das so aufzählt, und das ist ja längst noch nicht alles!

Es ist wichtig, dass das Ehrenamt damit nicht allein gelassen wird und aus dem Hauptamt wichtige Unterstützung erfährt. Professionalisierung ist bei dem Ausmaß, das Inter aufbietet, unbedingt notwendig. Die Ambitionen sind hoch, das geht nicht nur ehrenamtlich. Aber es gibt ja auch eine klare Entwicklung, getragen von vielen motivierten Personen. Wenn ich alleine Lore sehe, was die alles aus freien Stücken gemacht hat, z. B. das Upcycling-Projekt, das kann man gar nicht hoch genug bewerten. Und natürlich Oliver, der seine Nachhaltigkeits-Expertise einfließen lässt, so dass alle ständig dazulernen. Saskia, Lea, Wolfgang, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im Verein wird inzwischen viel über Nachhaltigkeit geredet. Das Thema wird breit und manchmal auch kontrovers behandelt, aber immer sind die Leute an Fortschritten interessiert. Zudem gefällt mir, dass die Ziele klar formuliert sind, auch wenn sie bestimmt anspruchsvoll sind.

Ich finde, beim Thema Nachhaltigkeit müssen wir anspruchsvoll sein. Es betrifft uns ja alle, vielleicht schneller als wir denken, wenn wir nur auf den aktuellen Sommer sehen. Aber längst nicht alle sind ausreichend sensibilisiert. Wie können wir deines Erachtens die Kommunikation in den Verein hinein verbessern?

Nach außen macht Inter das super, versucht andere auch für den Weg zu motivieren, taucht häufig in Medien auf, mischt sich in Debatten ein. Wobei man im Social Media natürlich schnell in einer Blase ist. Intern ist das viel schwerer, da muss immer weiter kommuniziert werden. Das ist aber auch eine Frage der Zeit. Zudem müssen wir die Dinge so vermitteln, dass auch die nicht so von der Nachhaltigkeit überzeugten Menschen die Wichtigkeit verstehen. Wir müssen vor allem positiv kommunizieren, gerade auch gegenüber Kindern und Jugendlichen. Wir sollten klarmachen, dass es nicht nur das Eigeninteresse einiger weniger ist und der Fußball sich schon aus eigenem Interesse weiterentwickeln muss. In England existieren Studien, dass schon in gut 20 Jahren Stadien zeitweise überschwemmt werden, z. B. das von Werder Bremen. (Will Your Football Club Be Underwater In 2050?) In Berlin/Brandenburg macht uns schon jetzt die Hitze zu schaffen, vielleicht können wir künftig um die Mittagszeit gar nicht mehr spielen. Das sind Szenarien für 2050, aber das ist nicht mehr lange hin. Und die Prognosen werden eher positiv dargestellt. Vielleicht kommt das alles schon viel früher auf uns zu. Und hier merkt man direkt das Dilemma – das klingt und ist alles sehr negativ. Trotzdem muss es gelingen, zu nachhaltigem Handeln zu motivieren und eine positive Grundstimmung zu kreieren.

Wie steht es in Deutschland im Vergleich mit England und Frankreich bei der Nachhaltigkeit? Du hast ja viel recherchiert, darüber deine Bachelorarbeit geschrieben und in Frankreich bei einem Zweitligisten gearbeitet.

Ein paar Vereine tun sich hervor, aber leider noch viel zu wenige. Einige Städte und Kommunen sind ansatzweise sensibilisiert, Tempelhof-Schöneberg ja auch, wenn ich das richtig sehe. Das dürfte in allen drei Ländern ähnlich sein. Ich kann nur sagen, Inter ist auf einem sehr guten Weg. Wir sollten die Zertifizierung nutzen und andere inspirieren – ob nun Vereine, Verbände, Gemeinden.

In England gibt es die Forest Green Rovers, gleichzeitig aber eine Premier League mit Vereinen wie ManCity, Liverpool oder Chelsea, wo das Geld nur so sprudelt. Ist das nicht ein krasser Gegensatz?

Am Ende machen im Moment noch Einzelpersonen den Unterschied. Bei den Forest Green Rovers ist der Besitzer total hinterher und investiert entsprechend in Nachhaltigkeit. Gerade von Geldgebern müssen Impulse kommen, ob in England, Frankreich oder Deutschland. Wenn ein Verein wie Inter alles ehrenamtlich stemmen muss, ist das Ergebnis von vornherein eingeschränkt. Würden sich hier Unternehmen oder vermögende Menschen entsprechend engagieren, würde noch viel mehr herauskommen. Wie oben beschrieben, die Leute und die Ideen sind ja da. Es braucht aber externes Geld und verlässliche Strukturen für die Umsetzung.  

Nachhaltigkeit heißt ja auch mal Verzicht, und auf dem Ohr hören viele relativ schlecht.

Weil Verzicht immer so negativ klingt, nach Einschränkung. Dabei geht es ja eigentlich viel mehr darum, zu vermitteln, dass zum Beispiel eben nicht jede Saison ein neues Trikot gebraucht wird. Wir müssen weg von dieser wahnsinnig materiellen Gesellschaft und uns darauf besinnen, was am Fußball eigentlich wichtig ist. Ich persönlich würde den Menschen nicht sagen „ihr müsst auf dies und jenes verzichten“, sondern vielmehr fragen „braucht ihr das alles wirklich“?

Der Profifußball ist ein Riesengeschäft. Wie kann es gelingen, dort mehr Nachhaltigkeit zu erreichen?

Ich habe das Gefühl, aktuell wird die Verantwortung noch ein bisschen hin und her geschoben. Von Vereinsseite muss natürlich mehr kommen, da wird noch viel zu viel geredet und zu wenig tatsächlich umgesetzt. Und die Verbände müssen sich trauen, Vorgaben machen. Die neuen Auflagen zur Lizenzierung sind ein erster Schritt, aber es muss viel mehr kommen. Warum spielen die Profis zum Beispiel noch immer nicht mit Fairtrade-Bällen? Was ich zum Beispiel auch oft höre ist, dass die Vereine in Zukunft sowieso nachhaltiger werden müssen, weil Sponsoren und Partner dies mehr und mehr verlangen werden. Das klingt an sich ja gut, aber ausruhen darf man sich darauf nicht. Das Thema Nachhaltigkeit muss jetzt angegangen werden und Sponsoren müssen aktiv ins Boot geholt werden – und nicht darauf gewartet werden, dass andere den entscheidenden Schritt gehen.

Was wäre denn ein perfektes Matching für den FC Internationale?

Man könnte sich bspw. mit anderen Vereinen zusammenschließen, um mit dem Ausrüster zu reden. Da muss in meinen Augen einfach mehr kommen. Man redet über Rassismus, über Ehrenamt, aber nicht über das Kerngeschäft, also über Trikots und Bälle. Auch die Verbände müssen ihren Einfluss mehr geltend machen. Ich sehe zwei Optionen: Wenn sich nichts ändert, nicht mehr beim bisherigen Ausrüster kaufen. Das finde ich aber nicht zielführend, angesichts der Tatsache, wie viele andere Vereine weiterhin von dem Ausrüster beziehen werden. Die bessere Option wäre, der Partner ändert sich und ist offen für die Diskussion um mehr Nachhaltigkeit in der Produktpalette. Leider ändern die meisten nur etwas, wenn der Druck kommt. Das finde ich traurig und kurzsichtig.

Ein anderes Thema ist das Ehrenamt, was ja irgendwie auch zur sozialen Nachhaltigkeit gehört.

Man hat den Eindruck, viele kommen oft an Grenzen. Studierende müssen Geld verdienen, bei den 30- 50-jährigen hat die Familie meistens Priorität. Das ist ihnen nicht vorzuwerfen, das ist ganz normal. Ehrenamt braucht Unterstützung aus dem Hauptamt, gerade in so einem großen Verein wie Inter. Klar, das Geld dafür muss irgendwo herkommen. Darüber muss man sich Gedanken machen.    

Wenn du morgen noch einmal neu hier anfangen würdest, welche Prioritäten hättest du?

Ich fand das schon ganz gut so, aber ich würde definitiv mehr mit Kindern und Jugendlichen machen. Das ist mir bei allem Stress in Frankreich beim Turnier klargeworden. Viele von ihnen hatte ich schon auf dem Nachhaltigkeitstag gesehen. Die interessieren sich also für das Thema. Und es macht einfach total Spaß mit den Kids.

Gleichzeitig gibt es Leute, die finden, die Nachhaltigkeit nimmt bei Inter inzwischen zu viel Platz ein, bestimmt zu sehr das Vereinsleben. Was entgegnest du denen?

Was wird denn bestimmt? Wie hat sich der Alltag im Verein denn geändert? Ja, Bier und Catering sind für einige sensible Themen, aber es sind doch eher einige wenige, die sich laut äußern. Die breite Mehrheit schweigt und ist zufrieden, wie unsere Umfrage auch herausgefunden hat. Es gibt bei 90 % kein Problem mit der veganen Wurst oder der Bio-Cola. Niemand spielt schlechter, weil er ein anderes Trikot anhat oder einen Fairtrade-Ball am Fuß führt. Ich frage immer: Hast du einen wirklichen Grund, oder suchst du nur einen Grund um dich zu beschweren? Wir haben nicht mehr viel Zeit. Irgendwer muss anfangen, nur traut sich das vielerorts niemand. Das ist bei Inter anders. Und das finde ich sehr gut so.  

Der FC Internationale ist ein Amateurverein, wenn auch ein ungewöhnlicher. Aber wir haben nicht die Reichweite eines Bundesligisten. Was können die großen Vereine an Zeichen setzen?

Ein Fairtrade-Ball wäre ein Anfang und leicht umzusetzen. Die Dinger kosten 150,-- Euro, da würde kein Ball weniger verkauft, wenn er 155,-- kosten würde und 5,- den Näherinnen und Nähern zugutekäme, z. B. für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder für höhere Löhne. Aber es gibt noch etwas anderes: Viele Leute können eigentlich kaum noch am Profifußball teilhaben, weil Tickets und TV-Abos zu teuer sind. Ein Vereinstrikot für inzwischen 100,-- kann sich eh nur noch die Mittel- und Oberschicht leisten. Für einen Sport, der sich selbst als „Volkssport“ betitelt, finde ich das doch ganz schön fragwürdig.

Sehe ich auch so, zumal man aus Sicht der großen Vereine ja am besten fünf Trikots kaufen soll. Heim- und Auswärtsshirt für die Bundesliga, für Europa zwei weitere, ein Saison-Sondertrikot gibt es vielerorts auch noch. Dabei ist Fußball doch das letzte Lagerfeuer der Gesellschaft, wie es ein früherer DFB-Präsident genannt hat?

Der Fußball ruht sich auf solchen Klischees gern aus. Klar kommen hier viele Leute zusammen, pflegen die Gemeinschaft. Aber warum gibt es immer noch keine Outings im Profifußball? Warum ist der Rassismus immer noch ein latentes Thema, oder Frauenfeindlichkeit? Da ist in der Gemeinschaft noch viel Luft nach oben. Der Fußball ist tatsächlich in der Lage, Leute zu verbinden, das habe ich auch in Frankreich gesehen. Gerade Amateurfußball kann alle mitnehmen. Aber noch einmal: Das Ehrenamt kommt an seine Grenzen, das müssen wir ernstnehmen. Verbesserungsbedarf sehe ich aber vor allem im Profifußball. Der muss mit bestem Beispiel vorangehen und seinen gerade erst geäußerten Ankündigungen auch Taten folgen lassen.

Müssen wir nicht alle anspruchsvoller werden? Auch auf die Gefahr hin, dass nicht alle unsere  Mitglieder oder Menschen im Umfeld das gutheißen? Warum sagen wir nicht einfach: Ab morgen gibt es bei Inter kein Fleisch mehr. Wer etwas möchte, geht die 700 Meter zum Bahnhof Südkreuz.

Es stimmt schon, wir sollten auf jeden Fall selbstbewusst sein und den Leuten vermitteln, warum uns die Werte wichtig sind. Viele meinen ja, Sport und Politik dürften nichts miteinander zu tun haben. Aber ein Fußballverein ist doch viel mehr als Sport. Ich betone ja immer wieder, dass der Fußball nach Schule und Familie der dritte Bildungsort ist. Und wir sind uns ja wohl einig, dass wir mehr Bildung in Bezug auf Nachhaltigkeit brauchen, auch im Sport, auch mit Hilfe des Sports. Bildung ist die Grundlage für das weitere Leben. Deshalb sollten Unternehmen auch in gut aufgestellte und gesellschaftlich ambitionierte Vereine investieren, diese großzügig unterstützen.

Das wäre für den FC Internationale großartig. Zumal wir mit dem Fußball ja junge Menschen erreichen, bei denen sich Schule und Elternhaus schwer tun. Ich stelle mir vor, die Unternehmen vor der Haustür unterstützen uns maßgeblich. Wir können davon unseren Kindern und Jugendlichen eine bessere sportliche Ausbildung und Betreuung zukommen lassen, die so genannten Soft Skills besser vermitteln. Wir hätten vielleicht Sozialarbeiter, könnten die jungen Menschen in die Betriebe vor der Haustür vermitteln. Die Spielerinnen und Spieler sind stolz, dass ihr Unternehmen ihren Verein und sie selbst bei ihren Ehrenamt oder ihrer Sportausübung unterstützt. Und wir haben auch noch kurze Wege. Das wäre doch perfekt. Aber wie kriegen wir das hin?

Indem wir aufeinander zugehen und miteinander reden. Wir brauchen mehr Entlastung und Anerkennung fürs Ehrenamt. Und ich glaube, wir brauchen weniger Hürden durch Politik und Verwaltung. Am Ende müssen wir Win-Win-Situationen schaffen, die doch gar nicht so schwer herzustellen sind.

Was wünschst du Inter ganz besonders?

Dass mehr Vereine dem Weg des FC Internationale folgen. Das wäre doch die größte Anerkennung für die vielen tollen Menschen hier, ganz besonders für die Protagonist:innen der Nachhaltigkeits-Gruppe.

Und warum sollten sie das tun? Wo zahlt sich nachhaltiges Handeln für die Vereine aus?

Weil es notwendig ist, weil es so viele wissenschaftlich bewiesene Veränderungen gibt, die auch die Mitglieder unmittelbar betreffen. Klimaveränderungen sind da nur ein Thema. Es gibt aber auch ökonomische Vorteile, z. B. wenn Vereine Wasser oder Trikots sparen oder wenn die Spieler:innen und Trainer:innen aufs Material achten, nicht bei jedem Training zwei Bälle verloren gehen. Eine Prozessanalyse kann helfen und ist nicht kompliziert: Wo wird Licht angelassen, was wird alles unnötig gedruckt? Man kann Gewinnmaximierung auch durch Einsparungen erzielen, sogar im Sportverein. Das freut dann auch den Schatzmeister, denn er hat weniger Kosten. Der Verein hat die Kraft zur Sensibilisierung der Menschen vor Ort, aber auch intrinsische Motivation ist wichtig. Gleichzeitig schadet es nicht, wenn Nachhaltigkeit auch Spaß macht. Sport an sich ist positiv und kann Dinge positiv verändern.

Zum Schluss natürlich die Frage: Was wird deine Zukunft bringen?

Ich möchte auf jeden Fall im Bereich Fußball bleiben, am liebsten in der Nachhaltigkeitsabteilung eines Profivereins, ob in Deutschland oder Frankreich.

Und wenn Manchester City morgen anriefe, würdest du zusagen?

Ich würde es mir auf jeden Fall überlegen. Klar gibt es Vereine, mit denen ich mich nicht zu 100% identifizieren kann, deren Werte oder Geldgeber meinen eigenen Überzeugungen eher widersprechen. Trotzdem bin ich der Meinung, man muss versuchen, aus der Organisation heraus die Dinge zu verbessern. Wenn nie jemand mit anderen Meinungen und Überzeugungen in die Vereine geht, natürlich wird sich dann nichts ändern. Außerdem ist das übergreifende Ziel, den gesamten Fußball nachhaltiger zu machen, gerade in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit muss da jeder mitziehen. Einen so großen und einflussreichen Verein aus dieser Ambition (aus welchen Gründen auch immer) auszuschließen, das wäre sehr kontraproduktiv.

Liebe Nathalie, vielen Dank für das schöne Abschlussinterview, auch wenn wir so vieles gar nicht besprechen konnten. Warum bspw. schaffen es so wenige Kaufleute oder Nachhaltigkeitsexperten in die Führungsspitze von Profivereinen, warum muss ein Sportlicher Leiter immer ein Ex-Profi sein, obwohl der meistens doch gar keine Ausbildung und berufliche Erfahrung hat. Warum beim Equal Pay immer nur darüber geredet wird, wie man Gehälter nach oben und nicht nach unten anpasst, warum die Armen auch im Fußball eine viel zu kleine Lobby haben…

So viel ist sicher: Du wärst mit Sicherheit eine Bereicherung für jeden Verein, ob nun für einen Top-Proficlub oder einen Amateurverein. Alles Gute auf deinem Weg, den du sicher erfolgreich beschreiten wirst. Wir sehen uns bestimmt. Und jetzt schnell zum Bahnhof.

Interview: Gerd Thomas, Vorsitzender des FC Internationale

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Veröffentlichung

Sa, 30. Juli 2022

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