Nachruf auf Olaf Ramthun

Am Samstag, 27.08.2022 verabschiedete sich der FC Internationale von seinem Freund, Mitspieler und Geschäftsstellenleiter. Vielen Dank an Alexander Ernst für die bewegenden Worte und an Günter Maschke für die einfühlsame musikalische Begleitung. Hier ein Nachruf auf Olaf.

 

Olaf Ramthun

Geb. 09.03.1958                             Gest. 16.08.2022

 

Olaf Ramthun kam 1999 als Spieler der Ü40 zu unserem Verein. Er fand dort schnell Freunde und hatte Spaß am Fußball beim FC Internationale, war eine konstante und verlässliche Größe bis zu seinem Tod. Mit der Ü40 erreichte er 2004 das Pokalfinale, scheiterte in diesem aber knapp gegen NSF Gropiusstadt. Mit der Ü50 erlebte er den Aufstieg in die Verbandsliga, doch für die größten sportlichen Erfolge musste er über 60 werden. Im Mai 2019 wurde sein Team nach einem spektakulären 4:4 gegen Dauersieger Hertha BSC erstmals Berliner Meister, sehr zum Missfallen der Herthaner, die sich nach Jahren des Erfolgs hinter dem FC Internationale anstellen mussten.

Olaf genoss diesen Triumph und war zu Recht stolz wie Bolle. Pandemiebedingt blieb man sogar drei Jahre lang Berliner Meister, bis man von NSF Gropiusstadt abgelöst wurde. Aber es wartete noch ein anderer Titel. In einem überlegen geführten Spiel gewann man vor drei Monaten am Himmelfahrtstag nach einer taktischen Meisterleistung gegen Einheit zu Pankow den Berliner Pokal. Olaf war in der letzten Saison ins Tor gewechselt, da die etatmäßigen Keeper nur selten zur Verfügung standen. Er hatte also das begehrte Double gewonnen, wenn auch ein wenig zeitversetzt. Er ließ viele Leute an seiner Freude über diesen Coup teilhaben.

Olaf führte seit Jahren Statistiken, wusste immer, welcher Sportsfreund gerade ein Jubiläumsspiel hatte und wies alle darauf hin, so dass man das Ereignis würdigen konnte. Er wusste, wann Torjäger Micky sein 100. Tor für die Ü60 geschossen hatte, wann in welcher Aufstellung gespielt wurde und ließ seine Mannschaft daran teilhaben. Olaf organisierte im Hintergrund die Spiele, sorgte für die Bereitstellung der Trikots. Kurzum: Er sorgte dafür, dass seine Mitspieler sich ganz auf den Fußball konzentrieren konnten, im sicheren Gefühl, es sei alles vorbereitet. Olaf war kein Lautsprecher auf dem Platz, er stellte sich immer in den Dienst der Mannschaft.

Am Dienstag, 16.08.2022 beendete ein Riss der Aorta seine Karriere. Auf dem Fußballplatz, mitten im Trainingsspiel mit seiner geliebten Ü60. Seine Mitspieler versuchten zu retten, was nicht mehr zu retten war. Olaf hatte schon länger Herzprobleme, wie wir heute wissen. Dass er auf dem Fußballplatz starb war eine Fügung und für ihn der Tod, den er sich gewünscht hatte. Ohne Schmerzen, ohne Leiden, einfach weg. Und als letzter Blick, als letzte Wahrnehmung seine Mitspieler in seinem zweiten Wohnzimmer, der Inter-Arena.

Olaf war zunächst ehrenamtliches Mitglied des Vorstands und kümmerte sich schließlich hauptamtlich um den Spielbetrieb, das Pass- und Meldewesen, die Anmeldungen zu den Feriencamps, die Führungszeugnisse, die Anmeldungen zu Fortbildungen, den Kontakt zum Sportamt und zum Berliner Fußball-Verband und vieles mehr. Fast alle im Verein kannten und schätzten Olaf. Aber auch außerhalb war er bekannt und beliebt, hatte mit vielen anderen Vereinsvertretern zu tun, ob es um Spielumlegungen oder Spielerwechsel ging. Viele haben uns kondoliert, viele sind auch außerhalb unseres Vereins erschüttert.

Was für ein Mensch war Olaf? Er war eher zurückhaltend, meist freundlich und zuvorkommend, ab und zu ob der Fülle der Aufgaben auch gestresst. Gerade zum Saisonwechsel im Juni bis August war es oft hektisch in seiner Geschäftsstelle. Er blieb meistens ruhig. Hin und wieder hätte er sich durchaus etwas Unterstützung holen sollen, doch selbst auf Nachfrage räumte er selten ein, dass es doch gerade etwas viel Arbeit ist. Vielleicht wollte er andere auch schonen, denn gerade die Mitglieder des Vorstands haben ja auch viele andere Aufgaben. Und natürlich kannte die Abläufe niemand so gut wie Olaf selbst.

Die Geschäftsstelle wurde zunächst in der Inter-Arena eingerichtet. Hier fühlte Olaf sich absolut wohl, auch wenn das Büro viel zu klein war. Aber um ihn herum war immer Trubel. Er genoss es, wenn Kinder ihn etwas fragten, und er konnte ihnen die richtige Antwort geben. Aber auch Eltern erklärte er ruhig und mit viel Geduld, was sie bspw. bei der Anmeldung ihres Kindes zu tun hatten. Besonders stolz war er auf den Erfolg der Feriencamps und die Zusammenarbeit mit Saskia und den anderen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen, wie Susanne in der Mitgliederverwaltung, der Jugendleitung oder den vielen Trainerinnen und Trainern war angenehm und konstruktiv.

Aber es gab auch mal Diskussionen mit dem Vorstand über Erledigung der Aufgaben. Gleichwohl fanden wir immer einen Weg, die Dinge so zu regeln, dass alle zufrieden waren. Olaf war nicht unbedingt der Pionier der Digitalisierung, machte aber nebenher eine Ausbildung zum Vereinsmanager, die er erfolgreich abschloss.

Im hohen Alter von 63 kam er tatsächlich auf die Idee, noch Schiedsrichter zu werden und pfiff eine Menge Spiele, vorwiegend im Altliga-Bereich. Dieser Job machte ihm sichtlich Spaß, auch hier war er beliebt und hatte nie Ärger mit den Mannschaften, was im Berliner Fußball etwas heißen will. Er selbst war auf dem Platz ein vorbildlicher Sportsmann, der ohne gelbe oder rote Karten auskam. Wären alle Sportler wie er, es würde weniger Stress auf dem Platz geben.

Als die Covid-Pandemie im Jahr 2020 auch das Fußballspielen lahmlegte, hatten viele Leute beim FC Internationale eine Idee. Trainer entwickelten Heimtrainings, die via Videokonferenz an Spielerinnen und Spieler weitergegeben wurden. Und es bildete sich unter Federführung von Oliver, Saskia, Anton, Lea und vielen anderen die AG Nachhaltigkeit. Mittenmang dabei war Olaf. Als Vegetarier, Nichtraucher und Radfahrer war ihm nicht zuletzt der ökologische Bereich ein echtes Anliegen. Die Gruppe tagte mehrfach und erhielt schließlich als erster deutscher Amateurverein das ZNU-Nachhaltigkeitszertifikat. Der FC Internationale hatte sich auf den Weg gemacht, die Welt des Fußballs ein wenig lebenswerter zu gestalten: ökologisch, ökonomisch, sozial.

Olaf oblag es nicht zuletzt, die Administration so umzustellen, dass sie dem TÜV-Audit genügt. Er erledigte des ohne Probleme, der TÜV-Prüfer hatte keine Einwände. Aber er mischte sich auch in die Diskussionen um das Catering oder Fairtrade-Produkte ein. Manchmal war er dabei durchaus auch etwas nervig, was in diesem Fall aber wichtig war. Olaf stand eher für radikale Lösungen bei der Beschaffung von Sportartikeln oder Lebensmitteln, weniger für langwierige Prozesse. Auch das zweite Audit vor acht Wochen bestanden wir ohne große Beanstandungen, eigentlich mit Bravour. Und auch dank Olafs Zuarbeit. Er konnte jede Frage des Prüfers beantworten, er hatte alles transparent und sicher abgelegt, so wie es die Richtlinien für das Zertifikat erfordern. Auch diese Lücke wird schwer zu füllen sein.

Doch Olaf hatte auch ein Privatleben. Seit vielen Jahren lebte er mit seiner Lebensgefährtin in Lichterfelde, unternahm eine Vielzahl an Rad- und Wandertouren, meist innerhalb von Deutschland. Olaf war kein Pauschaltourist, er war eher der bescheidene Individualurlauber, der auch in den Ferien darauf achtete, Natur und Umwelt zu schonen.

Vor ca. zwei Jahren wurde er Opa, die Tochter seiner Freundin bekam ein Baby. Das gefiel ihm sehr gut, oft reiste er nach Kiel, um seine Enkelin zu besuchen. Ansonsten hielt er sich zu seinem Privatleben eher bedeckt. Man redete mit ihm mehr über den FC Internationale, die dortigen Teams, den Amateurfußball im Allgemeinen, manchmal auch über seinen Lieblingsverein Borussia Dortmund, wobei das gegen die Phalanx aus Hertha-, St. Pauli- und HSV-Fans in seinem geschäftlichen Umfeld nicht immer einfach war. Olaf hoffte in den letzten Jahren immer, dass sein BVB doch noch die Serienmeister aus München stoppen könnte, aber das wird er nicht mehr erleben.

Im Nachhinein stellt sich heraus, dass Olaf bereits seit Wochen, wenn nicht seit Monaten Probleme hatte. Beim Fußball wurde er kurzatmig, auch bei den Radtouren machte er mehr Pausen. Einigen wenigen beichtete er seine Schmerzen oder das Brennen in der Brust. Er meinte aber immer, das sei nichts Ernstes. Eine Fehlannahme, wie sich herausstellen sollte. Ob ein Arztbesuch vor zwei oder drei Monaten ihn langfristig hätte retten können, ist müßig. Am letzten Dienstag, 16.08. hörte sein Herz auf zu schlagen. Mitten auf dem Fußballplatz im Kreise seiner Mannschaft. Ein letzter Zweikampf, dann setzte er sich erschöpft hin, fiel zur Seite und kam nicht wieder in unseren Kreis zurück.

Seine Mitspieler versuchten aufopferungsvoll alles, um ihn zurückzuholen, sie hatten keine Chance. Olafs Herz schlug zum letzten Mal auf dem Kleinfeld in der Inter-Arena. Da, wo er mit seinem Team die Meisterschaft gegen Hertha BSC gewonnen hatte, dort wo er so viele Punkte und Tore einfuhr. Olaf starb inmitten seiner Mitspieler, für die das immer eine schmerzliche Erfahrung bleiben wird. Einen Freund und Mitspieler auf dem Platz während des Trainings zu verlieren, das ist für alle ein prägendes Erlebnis. Alle denken über ihr Leben und ihre Gesundheit noch einmal ganz anders nach. Und alle trauern außerordentlich um den Freund in ihren Reihen.

Sie und der ganze Verein, Trainerinnen und Trainer, Spielerinnen und Spieler, Vorstände, Kolleginnen und Kollegen sind tief erschüttert und wünschen Olaf alles Gute auf seiner letzten Reise. Von uns geht ein guter und fürsorglicher Mensch, von denen es mehr geben sollte. Möge er in Frieden ruhen. Wir werden nie vergessen, was er für uns getan hat. Es war sehr viel, wir sind ihm dafür zutiefst dankbar. Mach’s gut Olaf, wir werden dich nie vergessen.

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Veröffentlichung

Sa, 27. August 2022

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