40 Jahre Frauenfußball bei INTER

Vor 40 Jahren, also nur ein Jahr nach der Geburt des Vereins, gründete sich das erste Frauenteam des FC Internationale, eines der ersten in Berlin. Damit stellte unser Verein schon damals seine Rolle als Trendsetter unter Beweis. Wir haben eine Spielerin der ersten Stunde interviewt. Vielen Dank an Ingrid Schipper für die Informationen und das tolle Foto.

Der DFB feierte unlängst 50 Jahre Frauenfußball, hierzu gibt es unten ein paar Informationen. In Berlin kandidiert erstmals eine Frau für das Spitzenamt beim Berliner Fußball-Verband. Auch dazu gibt es unten mehr Informationen.

Hallo Ingrid, ihr habt 1981 das erste Inter-Frauenmannschaft gegründet, wobei Mannschaft ja gar nicht stimmte. Wie kam es dazu? Wer ergriff die Initiative?

1981 entstand aus einer Fortbildungsveranstaltung für Sportlehrerinnen vom Berliner Fußball Verband im Heim Am Kleinen Wannsee eine Gruppe von 12 Frauen, die gerne weiter zusammen spielen wollten. Nachdem wir uns einige Male auf einem Platz in Spandau getroffen hatten, entdeckte eine von uns auf einer Friedens-Veranstaltung in der Waldbühne den Stand vom FC Internationale und sprach Uwe Kirchner an.

 

Der dann euer Trainer wurde. Uwe Kirchner war selbst Spieler der 1. Herren des FC Internationale. Wie oft und wo habt ihr trainiert?

Wir haben jeden Montagabend 1 ½ Std. am Tempelhofer Weg gespielt. (Anmerkung: Das ist der Platz, der seit mehr als drei Jahren nicht mehr nutzbar ist und auch in diesem Jahr wieder nicht fertiggestellt wird)

 

Frauenfußball wurde von den Fußball-Verbänden ja lange ins Abseits gestellt. Heute tut man so, als hätte man diesen beim DFB erfunden. War eure Gründung auch ein politisches Statement?

In gewisser Weise war es auch das, bei einigen Frauen stärker als bei anderen, aber in erster Linie hatten wir viel Spaß am Spiel.

 

Anfang der 80er war die Zeit hochpolitisch: Atomraketen, Friedensdemos, Volkszählung, Gründung der Grünen und einiges mehr. Wie wurdet ihr in eurem Umfeld wahrgenommen. Gab es Vorbehalte oder eher Unterstützung vom Verein?

An Vorbehalte erinnere ich mich nicht. Vielleicht wurden wir erst noch als exotisch wahrgenommen. Aber in unserer Gruppe wurde viel über diese Vorreiterfunktion diskutiert.

 

Wie war das damals bei den Spielen? Wurdet ihr belächelt oder gar beschimpft? Oder war alles ganz normal?

Es wirkte alles normal. Wir hatten das Gefühl, in den anderen, deutlich jüngeren, Frauen-Teams ging es härter zu. Die Trainer schimpften mehr rum.

 

Bis heute hat sich keine Frau in den Fußball-Verbänden durchsetzen können. Bis auf die legendäre Hannelore Ratzeburg hat es niemand ins DFB-Präsidium geschafft. Woran liegt das?

Die Männerdomänen sind für Frauen schwer zu erobern, weil es geschlossene Gesellschaften und Netzwerke sind, die sich nur sehr langsam knacken lassen.

 

Mit Gaby Papenburg bewirbt sich erstmals eine Frau für die Position an der Spitze des Berliner Fußball-Verbands, also für das Amt der Präsidentin. Glaubst du, der Fußball ist bereit dafür?

Unbedingt! Wenn sie eine Chance bekommt, wird sie die nutzen und beweisen, dass Frauen gleich oder besser qualifiziert sind für diesen Job.

 

Wenn du dir rückblickend und aus heutiger Sicht etwas für den Frauenfußball wünschen dürftest, was wäre das?

Mehr Gleichbehandlung, Förderung, Anerkennung. Finanzielle und mediale Unterstützung.

 

Zum Abschluss noch zwei Sätze zu deiner Person: Nach fünf Jahren im Frauen-Team des FC-Internationale habe ich drei Jahre in San Francisco und Berkeley Fußball gespielt. Zurück in Berlin kamen weitere Jahre im Freizeitfußball hinzu, inzwischen spiele ich mit den Senior*innen aus unserer Sportgruppe ein- bis zweimal die Woche drinnen oder draußen. Zurzeit geht das bekanntlich nicht, also gehen wir paarweise walken.

 

Die Frauen auf dem Foto sind, von links nach rechts:

Maria Dauber, Isabell Thelen, Andrea (Feld?), Ingrid Schipper, Rosi Brauer, Alexa Liebchen, Heike Misch, Elke Bock, Cornelia Gewandt

 

Zum Frauenfußball beim FC Internationale:

Im Jahr 1981 gab es die erste „Frauschaft“ des FC Internationale. In den 90ern wurde eine Spielgemeinschaft mit der SG Solidarität gegründet, um ein Frauenteam zum aktiven Spielbetrieb melden zu können. Der Name ist bis heute Programm des Vereins: „Internationale Solidarität“.

Anfang der 2000er Jahre trat dann die Mädchenabteilung unter der Führung von Sebastian Brandstätter ihren Siegeszug an. Heute stellt der Verein vier Mädchen Teams (E-, D-, C-, und B-Juniorinnen (u. a. wurden 2006 unsere D-Mädchen Berliner Meisterinnen und Pokalsiegerinnen) und drei Frauenteams im Spielbetrieb, dazu kommt ein Freizeitteam. Der Großteil unserer aktiven Spielerinnen, stammt aus der eigenen Jugendarbeit. Ein großes Dankeschön an alle, die an dieser Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben!

 

50 Jahre Frauenfußball in Deutschland

Nachdem der DFB sich lange weigerte, den Frauenfußball anzuerkennen, hieß es am 21.03.1970 endlich: Aufgrund der eingetretenen Entwicklung und als Ergebnis seiner Beratungen vom 21.3.1970 hält es der DFB-Beirat für erforderlich, dass der Deutsche Fußball-Bund seine bisherige ablehnende Einstellung gegenüber dem Frauenfußball aufgibt.“ Es dauerte dann noch einige Monate, bis die größten Widerstände aufgegeben wurden. Gleichwohl wurde den Frauen trotz ihrer Erfolge nicht die Wertschätzung zuteil, die angemessen gewesen wäre. Unvergessen ist das schon legendäre und nicht besonders ansehnliche Kaffeeservice, das die DFB-Frauen für den Gewinn der Europameisterschaft 1989 als Prämie erhielten. Zum Vergleich: Die männlichen Weltmeister bekamen ein Jahr später umgerechnet 64.100 Euro. Hier ein bisschen offizielle Geschichte zum DFB-Frauenfußball:

https://www.dfb.de/flyeralarm-frauen-bundesliga/news-detail/frauenfussball-es-begann-in-travemuende-221096/

 

Frauen in Verbandsämtern

Bis heute ist beim DFB nur eine Frau im Präsidium, die großartige Hannelore Ratzeburg aus Hamburg, die schon Fußball spielte, als der DFB es den Frauen noch versuchte, zu untersagen. In diesem Jahr kandidiert mit Gaby Papenburg eine Frau für das Spitzenamt im Berliner Fußball-Verband. Sie wäre die erste Frau an der Spitze eines deutschen Fußballverbandes. Näheres dazu unter  https://hartplatzhelden.de/

 

Weitere Informationen

Veröffentlichung

So, 14. Februar 2021

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