Schiedsrichter-Streik: Alle Partien des Wochenendes abgesagt

Liebe Inter-Gemeinde.

 

Die Berliner Schiedsrichter*innen streiken am Wochenende!

 

Der FC Internationale solidarisiert sich ausdrücklich mit den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern des Berliner Fußballverbands (BFV). Ohne die Unparteiischen könnten wir unseren Spielbetrieb einstellen. Sie machen in der Regel deutlich weniger Fehler als die anderen Akteure auf und neben dem Feld. Aber bei vielen Spielen wird vor allem den Schiris die Schuld für den negativen Verlauf gegeben. Das ist absurd und irrational und hat dazu geführt, dass immer mehr Unparteiische aufhören, auch bei uns.

 

Weniger Quantität bedeutet aber sogleich auch Qualitätsverlust. Glücklicherweise haben wir mit unserem Schiedsrichter-Obmann Ibo Yilmaz einen Fachmann, der es immer wieder schafft, junge Menschen für das Amt an der Pfeife zu gewinnen. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Unparteiischen bedanken und hoffen, dass ihr uns noch lange erhalten bleibt.

 

Einige Schiedsrichter*innen haben inzwischen bei vielen Spielen ein ungutes Gefühl, manchmal sogar Angst. Wer darüber lächelt, sollte sich selbst einmal eine Saison lang die Leitung von Spielen antun. Man bekommt dann hautnah selbst mit, wie es ist, wenn Trainer, Spieler (hier ist die männliche Form angemessen) und nicht zuletzt auch Eltern permanent meckern, kritisieren, pöbeln oder sogar drohen. In den allerschlimmsten Fällen ist es sogar zu körperlichen Angriffen gekommen.

 

Leider gab es auch bei uns unschöne Vorfälle. In der letzten Saison präsentierte sich ein Gegner nach der Partie mit den Fäusten stärker als vorher mit den Füßen. Vor wenigen Wochen wurde ein 15-jähriger Inter- Schiedsrichter in seinem zweiten Spiel wurde massiv bedroht. Aber wir hatten auch einen Spielabbruch, verursacht durch einen Spieler eines Inter-Altligateams, wofür dieser 18 Monate gesperrt wurde. Dieses harte Urteil haben wir ohne Umschweife akzeptiert.

 

Es gibt also keinen Grund, sich über andere Vereine erheben. Gleichzeitig versuchen wir aber als Vorstand, Gewalt und Diskriminierung aktiv vorzubeugen und stellen uns rückhaltlos vor die Schiedsrichter. Nicht nur ihnen, auch dem Sportgericht gilt unsere Solidarität. Sicher sind viele Urteile strittig, so wie im Alltag eines Rechtsstaats eben auch. Das Beste wäre aber, das Sportgericht müsste gar nicht erst tagen. Daher geht die Verantwortung zunächst an die Vereine und deren Mitglieder. Dieser Verantwortung stellen wir uns und möchten Euch alle dringend auffordern, sich bei den Spielen ruhig und im Sinne des Fairplay zu verhalten. Nicht zuletzt auch gegenüber den Unparteiischen. Der FC Internationale möchte und sollte hier Vorbild sein.

 

Aber wir erwarten auch vom Präsidium des Berliner Fußballverbands, dass die Diskussionsprozesse entschiedener geführt werden. Der Beschluss zum Streik wurde von den Schiedsrichtern getroffen, das Präsidium war in seiner Mehrheit dagegen. Es zeigte sich also nicht solidarisch. Ein Streik ist sicher kein angenehmes Mittel. Wer den SchiedsrichterVerantwortlichen kennt, schätzt ihn als besonnenen und klugen Menschen.

 

Im aktuellen Fall ging es scheinbar darum, ein deutliches Zeichen zu setzen. Wir können den Beschluss des Schiedsrichterausschusses gut nachvollziehen. Ob wir die Entscheidung auch so getroffen hätte, ist nicht relevant. Denn der Schutz der Unparteiischen steht auf jeden Fall vor allem anderen. Wenn sich Menschen bedroht fühlen und Angst haben, ist das immer ernstzunehmen.

 

Warum das Präsidium des Berliner Fußballverbands nicht in der Lage ist, diesen Prozess lösungsorientiert zu moderieren, bleibt schleierhaft. Es müsste einem langjährigen Präsidenten doch möglich sein, einen Austausch zwischen Vereinen und Schiedsrichtern anzuschieben. Die Vereine sollen beim bevor stehenden BFV-Verbandstag mit Gebührenerhöhungen und Maßregelungen überzogen werden, aber es gibt keinerlei Vorschläge, die Situation auf den Plätzen und in den Vereinen zu verbessern. Der einzige konstruktive Vorschlag kommt dann auch wieder vom Schiedsrichterausschuss. Dieser fordert für JEDES Spiel mindestens zwei durch Warnwesten gekennzeichnete und vom Heimverein zu stellende Ordnerkräfte. Was das bei fast 50 Teams im Spielbetrieb mit verschiedenen Heimspielstätten für den FC Internationale bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

 

Wir werden als Verein(e) in Zukunft alle noch mehr zusammenstehen müssen. Solidarität untereinander ist erste Pflicht. Wir bauen auf Euch alle, dass wir dies gemeinsam hinkriegen. Das gilt nicht nur für Spieler*innen und Trainer*innen. Wir möchten hier auch die Fans und nicht zuletzt die Eltern in die Pflicht nehmen. BITTE BLEIBT FAIR! Bitte helft Euch und Euren Gegnern bei der Organisation und Durchführung des Spielbetriebs (Elternzonen, Lob statt lautstarker Kritik...). Bitte agiert im Sinne des Fußballs. Denn dieser hat mehr Positives als Negatives zu bieten.

 

Allein beim FC Internationale werden Woche für Woche mehr als 650 Kinder und Jugendliche betreut und trainiert, manchmal an vier Tagen. Wir setzen seit vielen Jahren deutliche Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und für ein buntes vielfältiges Berlin. Wir schaffen nicht zuletzt viele Ergebnisse der Freude und des Zusammenhalts. Wir verarbeiten Niederlagen gemeinsam, wir jubeln bei Erfolg alle zusammen. Die Vereine machen ihre Stadtteile lebenswerter. Es wäre schön, wenn wir künftig mehr darüber hören und lesen würden, z. B. darüber, wie Eltern oder Fans ihren Verein unterstützen.

 

Denn Tausende von Berliner Ehrenamtlichen haben es verdient, dass ihre leidenschaftliche Arbeit gelobt und gewürdigt wird. Nicht zuletzt in ihrem Sinne müssen wir an Lösungen für ein freundliches und konstruktives Miteinander auf und neben dem Platz finden. Nicht immer läuft alles glatt, nicht immer teilen alle die Einschätzungen und Maßnahmen der Coaches. Aber wir erwarten Respekt vor ihrer Arbeit, ebenso vor den Leistungen der Unparteiischen. Kritik ist schnell ausgesprochen, sich selbst engagieren ist viel schwerer. Aber wenn wir nicht versuchen, die Dinge gemeinsam zu verbessern, haben am Ende alle verloren.

 

Vielen Dank für Euer Verständnis und Eure Unterstützung.

 

Internationale Grüße

 

Gerd Thomas

1. Vorsitzender

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Veröffentlichung

Fr, 25. Oktober 2019

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